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Frag doch den Linkshänder-Laden!

Was bedeutet die Umschulung von Linkshändigkeit – und welche Folgen hat sie?

Jahrzehntelang wurde Linkshändigkeit als „Fehler“ angesehen – viele Kinder wurden auf die rechte Hand umgeschult. Diese Praxis kann schwerwiegende Folgen haben. Wir erklären, was Umschulung bedeutet, welche Auswirkungen sie hat und ob sie rückgängig gemacht werden kann.

Was versteht man unter Umschulung?

Unter „Umschulung“ versteht man den bewussten Versuch, ein linkshändiges Kind dazu zu bringen, bevorzugt mit der rechten Hand zu schreiben oder alltägliche Aufgaben auszuführen. Diese Praxis war bis in die 1980er Jahre weit verbreitet – besonders in Schulen und Kindergärten.

Wie wurde die Umschulung durchgeführt?

In der Regel wurde dem Kind die linke Hand „verboten“ oder aktiv aus der Hand genommen, wenn es mit ihr schreiben wollte. Es wurde zum Schreiben mit rechts gezwungen – oft ohne Rücksicht auf individuelle Veranlagung. Auch in anderen Bereichen (z. B. Essen, Malen, Schneiden) wurde die rechte Hand eingefordert.

Was bedeutete das für die betroffenen Linkshänder?

Die Umschulung bedeutete für viele Kinder eine tiefgreifende Störung des natürlichen Bewegungs- und Denkflusses. Das Gehirn musste ungewohnte Bewegungsmuster erlernen, was oft mit innerer Anspannung, Frustration oder Verunsicherung verbunden war.

Welche Spätfolgen kann eine Umschulung haben?

  • Konzentrationsstörungen
  • Sprachstörungen (z. B. Stottern)
  • Motorische Unsicherheiten, Ungeschicklichkeit
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Emotionale Überforderung, Ängstlichkeit
  • Schreibprobleme bis hin zur Schreibverweigerung

Diese Symptome wurden erstmals systematisch von der Psychologin Dr. Johanna Barbara Sattler untersucht, die auch den Begriff „Umschulungsfolgen-Syndrom“ prägte.

Lässt sich eine Umschulung rückgängig machen?

Ja, eine sogenannte Rückschulung auf die dominante Hand ist möglich. Dabei lernt die betroffene Person (oft mit therapeutischer Begleitung), ihre natürliche Händigkeit wieder zuzulassen und zu nutzen – insbesondere beim Schreiben. Je früher die Rückschulung beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Gibt es auch Umschulungen in anderen Bereichen?

Ja, auch Tätigkeiten wie:

  • Schneiden mit der Schere
  • Zähneputzen
  • Besteckführung
  • Sportarten (z. B. Tennisschläge, Ballwurf)

werden häufig unbewusst oder absichtlich umgeschult. Auch hier kann die falsche Handnutzung zu Unsicherheit und Koordinationsproblemen führen.

Fazit

Die Umschulung von Linkshändern war eine gut gemeinte, aber wissenschaftlich nicht haltbare Praxis mit teils gravierenden Folgen. Heute weiß man: Die natürliche Händigkeit sollte immer respektiert und gefördert werden.


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